Geschichte:
1995 als Experimentalrock-Gruppe von 19jährigen gegründet, um sich von den Zwängen der üblichen Schüler-Rockband zu befreien. Angeregt von den Wurzeln psycadelic Rock und moderne Klassik dominierte Publikumsverunsicherung und ausgefeilte Komposition. "Kontrastmusik" war - und ist - das Stichwort. Ab 1996 Konzerte in diversen Clubs (u.a. Docks, Rote Flora, Trockendock) und auf Kleinfestivals. Veröffentlichung von Kassetten auf eigenem Label, Musik für Performances ("Aber Maria", Regie: Nele Lipp. Winsen/Luhe '96). Nach erfolglosen Umbesetzungen stand die Gruppe im Sommer '98 vor dem Aus. Mit einer übergangsbesetzung wurde das Multi-Media-Theaterstück "Kontaktsperre" zum Thema RAF / Isolationshaft realisiert (Regie: G. Fackelmann, Uraufführung Februar '99, Hafenklang). Mit Peer und Christian wurde ab Oktober '98 ein neues Programm unter jazzigeren Vorzeichen aufgebaut, seitdem Konzerte u.a. im Hafenklang, in der Roten Flora und im Foolsgarden. Von Februar bis Oktober 2001 verschiedene Projekte als Veranstaltungsreihe im foolsgarden. Dabei kam es zu Kooperationen mit Gästen wie Thorsten M. Krogh aka Bud Rose (bekannt aus verschiedenen poetry slams) und den Vocal-Artisten Dolly Klaster und Willy Land. Eigene Produktionen waren Neuvertonungen von Stanley Kubricks Filmklassiker "2001 - Odyssee im Weltraum" und der "Winterreise" von F. Schubert / W. Müller. Außerdem gab es ein live übertragenes Konzert mit dem "Institut für Telenautik" der Hamburger Hochschule für bildende Künste via Internet und Radio FSK.
Im August 2002 Auftritt auf dem Open Air Festival "Jazz in Hamburg" in Planten un Blomen.

Die Idee:
Ordalia verstehen wir als ein Projekt, das nicht an einen bestimmten Musikstil oder eine feste Besetzung gekoppelt ist. Integraler Bestandteil dieses Konzepts ist die Arbeit mit anderen Medien, MusikerInnen und KünstlerInnen. Wir versuchen, die Welt um uns herum, die wir als dissonant empfinden, musikalisch zu interpretieren. Wir sind auf der Suche nach extremen Ausdrucksmöglichkeiten in der Instrumentalmusik.

Die Musik:
Ordalia steht seit jeher in der Tradition der rhythmischen Verfremdung, der Klangexperimente und der Gruppendynamik in Improvisation und Komposition. Wir wollen Stimmungen und Bilder in Klang und Komposition ausdrücken und sie erlebbar machen. Hintergrund und Motivation von Kompositionen und Sessions sind oft außermusikalische Inhalte wie entfremdete Situationen, Naturerlebnisse und persönliche Spannungen. Diese setzen wir durch lautmalerische oder assoziative Klänge um, bevor wir konkretes Notenmaterial schreiben. Arrangement und Form hingegen enthalten unerwartete Brüche, um Aufmerksamkeit zu erhalten und auf Details zu lenken. Um das Zeitempfinden der Zuhörer zu irritieren, unterbrechen wir Melodiebögen und gewohnte Längen. überproportional lange Passagen und nur kurz auftauchende Fragmente erzeugen Momente von Diskontinuität und Entfremdung. Die Namen der Stücke verdeutlichen die Hintergründe von Motivation und Ausdruck: unter'm Holunder, Leichtsinn, Das was im Teich man nicht sieht... Wenn wir ein Stück gemeinsam komponieren, steht neben der Klangebene das spontane Finden von Stimmen und Parts an vorderster Stelle. Bei Einzelkompositionen interpretieren die anderen Musiker ihre Parts selbst und beeinflussen damit die Richtung des Stückes. Diese Freiheit entspringt unserem "Ensemblegedanken" und gleicht die Ergebnisse von Einzelkompositionen stärker an die gemeinsam erarbeiteten Stücke an. Eine typische Technik aller Kompositionsformen ist die kontrastierende Untermalung von Melodien und Soli durch Geräusche, um z.B. einer "leichtsinnigen" Melodie eine "Bedrohung" zu unterlegen. Zur Unterstützung der außermusikalischen Kontexte verwenden wir Dias, Filme und gestalten die Räume dem Programm entsprechend, wenn der Rahmen es möglich macht. Das Bildmaterial stammt größtenteils aus der Sammlung von Mark Matthes, wenn nicht visuelles Material Teil des Projektes ist wie zum Beispiel bei Filmvertonungen. Die Arbeit mit anderen Medien und KünstlerInnen bedeutet für uns auch Inspiration von außen, weshalb wir gerne Tanz und Sprache einbringen.

Veröffentlichungen:
ababarab (1996)
aber maria (1996)
III (1999)
IV (2001)

Projekte:
Querbeet, Musik zur Ausstellung von G. Fackelmann (1996)
Aber Maria, Tanztheater von N. Lipp (1996)
Kontaktsperre, Theaterstück von Ordalia und G. Fackelmann (1998)
Wasser, Performance zur Ausstellung "zur Zeit" (1999)
Fremdwort, Performance zum Festival "Vielfach" im Hafenklang (2000)
Jeux, Musik zu Tanzperformance nach Debussey (2000)
Gehörspiel, Veranstaltungsreihe im foolsgarden (2001)


Fotos: Florian Busch